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Aufgrund des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes suchen immer mehr Investoren nach renditebringenden Anlagealternativen für ihr Portfolio. Häufig rutschen dabei sogenannte Multi-Asset-Produkte in den Fokus. Doch was sind dies für Produkte und kann man mit solchen Strategien tatsächlich auch in einem Niedrigzinsumfeld ansprechende Renditen erzielen? Um diesen Fragen nachzugehen sprach Detlef Glow vom Fondsanalysehaus Lipper für MeinGeld mit Andreas J. Köster, Managing Director und Head of Asset Allocation & Currency bei der UBS AG in Zürich.
Herr Köster, Multi-Asset-Strategien und Fonds, die eine solche Strategie einsetzen, sind seit längerem sowohl in den Medien wie aber auch bei Anlegern sehr beliebt. Haben diese Produkte echte Vorteile oder ist der Name Multi-Asset nicht einfach nur eine andere Bezeichnung für die altbekannten Mischfonds?
Aus meiner Sicht sind Multi-Asset-Fonds nicht mit Mischfonds vergleichbar. Auf den ersten Blick verfolgen diese Produkte zwar scheinbar sehr ähnliche Strategien, aber bei genauerer Betrachtung stellt man im Detail große Unterschiede fest. Während Mischfonds sich bei ihrer Portfolioaufteilung hinsichtlich der Anlageklassen (Aktien/Renten) in der Regel an der Zusammensetzung ihrer Benchmark ausrichten, von der sie je nach Flexibiliät mehr oder weniger stark abweichen dürfen, sind Multi-Asset-Fonds in der Regel nicht an die Aufteilung eines Index gebunden.
Die Krisen der letzten 15 Jahre haben, insbesondere bei institutionellen Anlegern, zu einem Umdenken bezüglich der Portfolioaufteilung und so zu einer Renaissance von Multi-Asset-Strategien geführt. Einer der Gründe für diese Neubelebung war die Erkenntnis, dass breit gestreute Portfolios, wie zum Beispiel das Portfolio der Yale Stiftung in den USA, nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 deutlich weniger an Wert verloren haben als viele andere Produkte wie zum Beispiel Mischfonds.
Ich definiere Multi-Asset-Strategien als Portfolios, bei denen die Portfolioaufteilung nicht an eine Benchmark oder einen Index gebunden ist und sich die Zusammensetzung der einzelnen Anlageklassen, in die investiert wird, durch eine aktive Titelauswahl und taktische Adaptionen ergibt. Zudem können wir in einzelnen Mandaten auch sogenannte Short-Positionen nutzen, mit denen diese Portfolios auch von fallenden Märkten profitieren können. Somit sind unsere Multi-Asset-Strategien, im Vergleich zu traditionellen Mischfonds, geeignet, Anlegern die gewünschte Diversifikation und ein von den Entwicklungen einzelner Anlageklassen unabhängiges Renditeprofil zu liefern.
Wie wählen Sie die einzelnen Anlageklassen und Einzeltitel für Ihr Portfolio aus?
Unsere Investmentideen generieren wir während unserer zweimal wöchentlich stattfindenden „Idea Generation & Debate“-Meetings, bei denen wir versuchen, die besten Investmentideen aus den 160 von uns beobachteten Anlagekategorien und Sub-Anlageklassen herauszufiltern. Um Ivestmentopportunitäten zu identifizieren, spielt die Bewertung der einzelnen Anlageklassen, aus unserer Sicht, eine entscheidende Rolle. Da unsere Strategien Long- sowie Short-Positionen umfassen, kann jede Über- oder Unterbewertung eine interessante Anlageidee sein. Um den inneren Wert eines Titels oder Marktes zu ermitteln, nutzen wir ein sogenanntes „Top-Down“-Bewertungsmodell. Jede der so identifizierten Investmentideen muss von mindestens zwei Teilnehmern unterstützt werden, bevor diese für eine Investition in Frage kommt.
Auch wenn die Einschätzung der Bewertungen ein solides Fundament für unsere Anlageentscheidungen ist, versuchen wir unsere Einschätzung durch die Nutzung anderer Indikatoren, wie zum Beispiel den Flows in beziehungsweise aus einer Anlageklasse heraus, oder durch die Identifikation von übergeordneten Trends, wie zum Beispiel dem sogenannten Marktsentiment, zu verifizieren, um so neben der Qualität unserer Entscheidungen auch deren Timing zu verbessern.
Die während dieser Allokationssitzung verabschiedeten Ideen, werden dann in all unseren Portfolios umgesetzt.
Welche Anforderungen stellen Sie beziehungsweise Ihre Anleger an die Portfoliomanager?
Das Management von Multi-Asset-Manadaten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Viele Anlageklassen sind erst in den letzten Jahren durch die Einführung neuer Instrumente, wie zum Beispiel Derivate, handelbar geworden. Zudem ist die Komplexität an den Finanzmärkten in den letzten Jahren –auch aufgrund der Derivate – stark angestiegen. Entsprechend hoch sind auch die Anforderungen an die Portfoliomanager geworden. In der Vergangenheit war es durchaus nicht unüblich, dass Multi-Asset-Strategien von einzelnen Portfoliomanagern nebenbei mitgemanagt wurden. Diese Zeiten sind aber, insbesondere bei den großen Anbietern, vorbei. Die ernstzunehmenden Marktteilnehmer verfügen heute über hochspezialisierte Multi-Asset-Teams, die nicht nur die Chancen und Risiken der einzelnen Anlageklassen, sondern auch deren Einfluss auf das Portfolio beurteilen können.
Aber auch die Anforderungen der Investoren an die Portfoliomanager sind gestiegen. Während die Anleger früher erwartet haben, dass die Manager ein breit gestreutes Portfolio aufbauen und versuchen über die Diversifikation die Verluste des Portfolios zu reduzieren, erwarten die Investoren heute zudem, dass ihre Portfoliomanager in schwierigen Phasen, wenn die Korrelationen der einzelnen liquiden Anlageklassen, wie im Jahr 2008, in Richtung 1 tendieren, auch als Risikomanager agieren und das Risiko des Portfolios entsprechend reduzieren. Dies kann entweder durch den tatsächlichen Verkauf einzelner Portfoliobestandteile oder deren Absicherung durch Derivate wie Futures geschehen. Somit hat sich, auch von Seiten der Anleger, das Anforderungsprofil an die Manager von Multi-Asset-Strategien deutlich verändert.
Sie sprachen darüber, dass insbesondere institutionelle Investoren Multi-Asset-Strategien nutzen. Setzen diese Anleger Fonds ein oder gibt es auch andere Wege diese Strategien zu implementieren?
Es kommt schon mal vor, dass institutionelle Investoren auch einen Investmentfonds kaufen, der eine Multi-Asset-Strategie verfolgt, in der Regel vergeben diese Anleger aber einzelne Mandate, bei denen die Rahmenbedingungen sehr genau definiert sind. Da das Thema Multi-Asset-Strategien, insbesondere vor dem Hintergrund des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes, immer populärer wurde, ist es nicht verwunderlich, dass wir in den letzten Jahren eine steigende Nachfrage nach diesen Konzepten erlebt haben. Hierbei vergeben die jeweiligen Institutionen ein entsprechendes Mandat aber nicht an einen einzelnen Manager, sondern versuchen durch die Kombination verschiedener Manager ihr Portfolio sehr breit zu diversifizieren. Zudem stellen wir auch immer häufiger fest, dass die institutionellen Investoren die Anlageausschusssitzungen oder andere Zusammenkünfte dazu nutzen, das Know-how der Manager ihrer Multi-Asset-Strategien in ihr eigenes Portfoliomanagement zu transferieren.
Ein weiterer Trend, den wir beobachten, ist eine steigende Nachfrage nach sogenannten „Advisory-Mandaten“, bei denen wir als Multi-Asset-Spezialisten nicht selber das Portfolio managen, sondern dem Portfoliomanager als Berater zur Seite stehen. Das heißt wir haben keine Performanceverantwortung, sondern unterstützen den Portfoliomanager bei seinen Anlageentscheidungen als „Navigator“ oder „Co-Pilot“.
Für welche Art von Anleger sind Multi-Asset-Strategien geeignet?
Grundsätzlich sind Multi-Asset-Strategien für alle Anleger geeignet. Da aber auch Multi-Asset-Strategien trotz ihrer breiten Diversifikation nicht ohne Verlustrisiken sind, müssen Investoren über eine entsprechende Risikotragfähigkeit verfügen. Auch können Multi-Asset-Strategien ihre Stärken erst im Ablauf eines kompletten Wirtschaftszyklusses ausspielen. Somit sollten Investoren, die im vollen Umfang von den Stärken einer Multi-Asset-Strategie profitieren wollen, einen langfristigen Anlagehorizont haben.
Um die gesamte Bandbreite der Kunden abdecken zu können, reicht unser Produktangebot von Publikumsfonds für Privatanleger über Beratungsmandate bis hin zu individuellen Einzelmandaten mit unterschiedlichsten Risikoprofilen für Versicherungen und Pensionskassen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dieses Interview ist in der Zeitschrift Mein Geld Nr. 4 2014 erschienen.