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In dem derzeitigen Niedrigzinsumfeld sind viele Investoren auf der Suche nach Ertragsquellen die Ihnen helfen, ihre Anlageziele, insbesondere im Hinblick auf regelmäßige Einkünfte, zu erreichen. Eine der Produktgattungen, die in diesem Zusammenhang häufig genannt wird sind die sogenannten Dividendenfonds, also Aktienfonds deren Strategie es ist Aktien mit einer möglichst hohen Dividendenrendite zu kaufen und die Erträge an die Investoren auszuschütten. Doch sind diese Fonds bei den Anlegern wirklich so beliebt und was sollten Investoren bei diesen Fonds beachten?
Grafik 1: Anteil von Dividendenfonds an den Gesamtmittelbewegungen in Aktienfonds (in Mrd. Euro)
Quelle: Lipper
Gemäß einer Studie des Fondsanalysehauses Lipper investierten europäische Anleger im Jahr 2014 rund 16,8 Milliarden Euro in Fonds, die eine Dividendenstrategie verfolgen. Das bedeutet, das rund 27,4% der neuangelegten Gelder oder anders formuliert mehr als jeder vierte Euro, der im Jahr 2014 in Aktienfonds floss, in einen Fonds mit einer Dividendenstrategie investiert wurde. Die beliebteste Kategorie waren dabei Produkte, die in Europa anlegen (+6,7 Mrd. Euro) gefolgt von globalen Dividendenfonds (+6,1 Mrd. Euro), während alle anderen Dividendenfonds zusammen im Jahr Mittelzuflüsse in Höhe von 4,1 Mrd. Euro aufweisen. Die Bevorzugung Europas als Anlageregion ist dabei nicht verwunderlich, haben doch viele Unternehmen für das Jahr 2015 wieder Rekord-Dividenden angekündigt. Zudem zahlen europäische Unternehmen in der Regel Bar-Dividenden aus, während zum Beispiel in den USA die Unternehmensgewinne, häufig auch in Form von Aktienrückkäufen statt einer direkten Auszahlung an die Aktionäre, ausgeschüttet werden.
Grafik 2: Aufteilung der Mittelbewegungen (in Mrd. Euro) in Dividendenfonds nach Anlageklasse
Quelle: Lipper
Diese Zahlen zeigen, das Dividendenfonds,insbesondere dann wenn sie in Europa anlegen, bei Anlegern tatsächlich sehr beliebt sind und einen hohen Teil an dem Gesamtmittelaufkommen ausmachen. Doch was macht diese Anlagekategorie so erfolgreich und kann dieser Erfolg den Anlegern zum Verhängnis werden?
Eine der Antriebskräfte für den Erfolg der Dividendenfonds ist sicherlich der Fakt, das viele Anleger, wie zum Beispiel Stiftungen, mit Zinspapieren nicht mehr die Erträge erwirtschaften können, die sie benötigen um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Dieser Punkt ist zudem auch für diejenigen Privatanleger relevant, die ihre Einkünfte aus ihrem Portfolio beziehen und mit diesen ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.
Ein weiterer Punkt, der für den derzeitigen Erfolg von Dividendenfonds spricht, könnte das derzeitige Marktumfeld sein. Denn die Aktienmärkte kennen im Moment, angefeuert von der Liquiditätsschwemme der Zentralbanken nur eine Richtung – aufwärts. Kommt es zu Rückschlägen an den Märkten, fallen diese in der Regel im Vergleich zu den Kurssteigerungen sehr moderat aus, was Aktien insgesamt sehr attraktiv erscheinen lässt. Das derzeitige Marktumfeld könnte aber auch eines der größten Risiken für Investoren in Dividendentitel darstellen, denn viele dieser Anleger haben früher fast ausschließlich festverzinsliche Wertpapiere genutzt und müssen nun gegebenenfalls auch einmal größere Rückschläge, wie sie an den Aktienmärkten von Zeit zu Zeit auftreten, verkraften können.
Zwar gelten Dividendenstrategien als eine defensive Art des Aktieninvestments, was sich auch in ihrem Lipper Rating für Kapitalerhaltungseigenschaften (siehe Tabelle1) widerspiegelt, aber bei plötzlichen Rückschlägen können gerade diese Aktien, aufgrund ihrer oftmals hohen Liquidität, besonders stark von Kursrückgängen betroffen sein, da die Investoren bei einem Kursrückschlag in der Regel versuchen den Aktienanteil in ihrem Portfolio möglichst schnell, mit einer möglichst geringen Marktbeeinflussung, zu reduzieren und dazu häufig diejenigen Aktien, die eine hohe Liquidität aufweisen, verwenden. Hier könnte der starke Mittelzufluss in Dividendenfonds bei einem Marktrückschlag trendverstärkend wirken, da es passieren kann, das aufgrund der gestiegenen Anzahl der Anleger und des Volumens in einem solchen Umfeld auch eine höhere Zahl von Anlegern ihre Positionen liquidieren möchte, um so ihre Risikobudgets einzuhalten und so zusätzlichen Druck auf den Markt ausübt.
Das heißt Investoren die Dividendenfonds zur Erzielung von regelmäßigen Erträgen nutzen wollen, müssen über eine entsprechende Risikotragfähig verfügen und den jeweiligen Positionen in ihrem Portfolio ein entsprechendes Risikobudget zuordnen, was sich eher an den großen Kursrückgängen der Jahre 2008 und 2011 orientieren sollte, als an den kurzen Abwärtsbewegungen der Jahre 2012 ff, um bei etwaigen Abwärtsbewegungen nicht unter Zugzwang zu geraten.
Dividendenfonds ein Thema für aktive Manager?
Auch wenn sich eine Dividendenstrategie eher einfach anhört, ist die erfolgreiche Umsetzung einer solchen Strategie doch komplex, denn die Dividende des letzten Jahres (Quartals) ist ausbezahlt und kann somit nur noch als Indikator für die nächste Dividende dienen. Somit muss der Fondsmanager, neben der Qualität und Stabilität der Dividenden, auch die zukünftigen Erfolgsaussichten des Unternehmens beurteilen, um so diejenigen Aktien zu finden, die auch im kommenden Jahr eine hohe Dividendenrendite zahlen und sich zudem auch insgesamt betrachtet noch gut entwickeln werden. Im Bezug auf die Dividendenrendite ist noch anzumerken das diese neben der Auszahlung auch durch den Kurs der Aktie bestimmt wird, so kann ein Kursrückgang zu einer steigenden Dividendenrendite führen. Wenn der Portfoliomanager dann nicht prüft, ob sich die Aussichten für das Unternehmen entsprechend negativ verändert haben oder nicht, kann dies nicht nur zu einem Ausfall der Dividenden, sondern bei entsprechend hohen Verlusten sogar zu einer negativen Wertentwicklung des Portfolios führen. Somit sind Dividendenstrategien ein Thema bei dem aktives Management gefragt ist.
Das die europäischen Investoren dies ebenso sehen, zeigt sich auch in der Übersicht der größten in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Dividendenfonds. Nur 4 der 20 größten Fonds sind passive Anlageprodukte (ETFs) die einer Dividendenstrategie folgen.
Tabelle 1: Übersicht der 20 größten in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Dividendenfonds (31.03.2015)
Quelle: Lipper
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
Dieser Artikel ist die überarbeitete Version eines Artikels der im Anlegermagazin Mein Geld Ausgabe 03/2015 erschienen ist.