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September 10, 2015

Wertpapierleihe bei Investmentfonds – Fluch oder Segen für Anleger?

by Detlef Glow.

Source: Thomson Reuters Copyright: Thomson Reuters

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Ein Thema das insbesondere im Segment der börsen- gehandelten Indexfonds (ETFs) in der Vergangenheit häufig diskutiert wurde, ist die sogenannte Wertpapierleihe. Bei diesen Geschäften leiht ein Fonds Wertpapiere, die er in seinem Portfolio hält, gegen eine Gebühr an einen Dritten aus.  Zusätzlich zu dieser Gebühr muss der Ausleiher noch eine Sicherheit, das sogenannte Collateral, stellen, um das Geschäft, zumindest auf dem Papier, abzusichern. Einer der heiß diskutierten Kritikpunkte an der Wertpapierleihe war und ist der Punkt, das die Zusatzeinnahmen aus diesen Leihgeschäften zwischen dem Fondsanbieter und dem Investor in den jeweiligen Fonds geteilt werden, obwohl der Investor allein das Risiko bei diesen Transaktionen trägt. Die Frage die sich damals wie heute stellt ist: Warum wurde und wird dieses Thema auch heute noch nur im Bereich der ETFs diskutiert? Schließlich nutzen auch andere Fonds diese Möglichkeit, um Mehrerträge und Mehreinnahmen zu erzielen.

Neben der Teilung der Erträge war bei den Diskussionen in der Vergangenheit häufig auch die Qualität der zur Besicherung hinterlegten Wertpapiere ein wichtiger Punkt, der teilweise heftig diskutiert wurde. Letztendlich haben diese Diskussionen dazu geführt, das sich einzelne Anbieter strenge Regeln hinsichtlich der Qualität der als Collateral akzeptierten Wertpapiere auferlegt haben, wodurch insgesamt betrachtet die Gesamtqualität der Collaterals gestiegen ist. Dennoch finden sich auch heute noch viele fragwürdige Wertpapiere in den Collaterals, da die von den Regulatoren vorgegebenen Mindeststandards für die zur Besicherung der Wertpapierleihe geeigneten Papiere sehr niedrig sind.

Die ETF-Industrie hat sich auch bei dieser Diskussion, wieder einmal als Trendsetter bewiesen. Denn während die meisten Anbieter von aktiv gemanagten Fonds nicht oder nur eingeschränkt auf diese Diskussion reagierten, hat sich die Mehrzahl der Anbieter von börsengehandelten Indexfonds entweder eine Selbstverpflichtung hinsichtlich der Menge an Papieren die ausgeliehen werden dürfen und der Qualität der zur Besicherung akzeptierten Papiere auferlegt oder verzichtet komplett auf die Wertpapierleihe.

Schaut man sich die Veränderungen im europäischen Fondsmarkt in der jüngeren Vergangenheit an, stellt man fest, dass die letzten zwölf Monate, neben anderen Trends, insbesondere von Preissenkungen bei den Fondsanbietern geprägt waren. Diese Preissenkungen waren bei den aktiv gemanagten Fonds hauptsächlich durch regulatorische Anforderungen wie dem „Retail Distribution Review“ (RDR) und anderen Initiativen geschuldet, während diese Schritte im Bereich der ETFs auf den sich verschärfenden Wettbewerb der Anbieter untereinander zurückzuführen waren. Unabhängig davon, was der Grund ist, führen Preissenkungen bei den Fondsanbietern natürlich zu Mindereinnahmen, die, um die Gewinnmarge der Anbieter zu erhalten, an anderen Stellen im Wertschöpfungsprozess wieder ausgeglichen werden müssen. Ist ein Anbieter hierbei auf der Kostenseite schon sehr effizient aufgestellt, müssen zur Erreichung dieses Ziels die Einnahmen erhöht werden. Da dies aber nicht mehr, wie in der Vergangenheit üblich, durch die Erhöhung der Verwaltungsvergütung möglich ist, müssen die Anbieter alternative Einnahmequellen, wie zum Beispiel die Wertpapierleihe, finden, um ihre Ziel zu erreichen.

Ob und wie weit die Investoren diese Firmenpolitik mittragen werden, wird sich in der Zukunft zeigen. Da bei vielen Investoren leider die Kosten der Fonds mehr im Fokus stehen als die genutzen Managementtechniken und deren Auswirkungen auf das Risikoprofil, wird die Ausweitung der Wertpapierleihe meiner Ansicht nach wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen auf den Fondsabsatz einzelner Anbieter haben. Es sei denn, es kommt tatsächlich zu dem Fall, dass das Risiko einmal mehr zuschlägt. Denn wenn ein Leihenehmer ausfällt und das durch ihn hinterlegte Collateral dann nicht die angesetzten Preise erzielt, tragen die Fondsinvestoren den Schaden, während die Fondsanbieter vorher risikolos Gewinne eingefahren haben.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

Dieser Artikel ist die überarbeitete Version eines Artikels der im Anlegermagazin Mein Geld erschienen ist.

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