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In meinem letzten Blog „Von Kernen und Satelliten – Der kleine Kosmos der Geldanlage“ habe ich mich mit Fragen rund um die Vermögens- aufteilung von Portfolien befasst. Viele Anleger berücksichtigen, bei der Konstruktion ihres Portfolios, die übergeordneten Anlageziele nicht ausreichend. Dementsprechend sind viele Portfolios nur hinsichtlich des Risikos der einzelnen Anlagekategorien optimiert, ohne dass dabei zum Beispiel die von dem Investor zu einem festgelegten Zeitpunkt benötigte Liquidität berücksichtigt wird.
Dies kann dann in der Folge dazu führen, dass selbst bei langfristig geplanten Anschaffungen beziehungsweise einem langfristig geplanten Kapitalbedarf die benötigte Liquidität, aufgrund der Umstände an den Kapitalmärkten, nicht oder nur teilweise zur Verfügung steht. Somit muss bei der Zusammenstellung eines Portfolios, zusätzlich zur individuellen Risikotragfähigkeit des Investors auch der Kapitalbedarf und daraus abgeleitet der Anlagehorizont beachtet werden.
Ebenso kann die Ertragserwartung eines Portfolios aus den eingegangenen Risiken abgeleitet werden. Das heißt, der Anleger muss entweder das Risiko in seinem Portfolio an seine Ertragserwartung anpassen, oder falls die Risikotragfähigkeit bereits ausgereizt ist, seine Ertragserwartung an das Risikoprofil seines Portfolios anpassen.
Die Zusammenhänge zwischen Rendite, Risko und Liquidität werden im Portfoliomanagement auch als magisches Dreieck bezeichnet, bei dem es darum geht, auf Basis der Anforderungen des Investors ein Gleichgewicht der drei Dimensionen herzustellen.
Das magische Dreieck des Portfoliomanagements
Verschiedene Anlagehorizonte benötigen unterschiedliche Anlageprodukte
Eine Grundregel für die Auswahl des geeigneten Fonds ist, dass die Fristigkeiten zwischen Anlagehorizont und dem ausgewählten Anlageinstrument möglichst übereinstimmen sollten. Während Geldmarktfonds für den kurzfristigen Anlagehorizont das Instrument der Wahl sein können, eignen sich diese jedoch nur bedingt für die langfristige Kapitalanlage, da die Inflation einen großen Teil der erwirtschafteten Rendite auffrisst und der Anleger so, wenn überhaupt, nur die Kaufkraft seines Kapitals erhält. Genau entgegengesetzt verhält es sich mit Aktienfonds, während diese bei einem kurzfristigen Anlagehorizont, insbesondere wenn ein bestimmter Geldbetrag benötigt wird, sehr enttäuschende Ergebnisse erzielen können, zeigt sich die Stärke dieser Anlagekategorie bei langfristigen Anlagen. Zwar können auch hier langfristig negative Ergebnisse, wie zum Beispiel bei dem Börsentief im März 2009 nicht ausgeschlossen werden, allerdings nimmt deren Wahrscheinlichkeit im Laufe der Zeit ab. Zudem sollten die weiteren Portfoliobestandteile (Anleihen, Kasse, etc.) sowie die vor dem Erreichen des Sparzieles durchzuführenden Umschichtungen in risikoarme Anlageklassen dazu beitragen, dass sich ein Rückschlag an der Börse nur begrenzt auf das Portfolio auswirkt.
Da sich das Risiko eines Aktienfonds im Zeitablauf nicht verringert, bedeutet ein Rückgang der Kurse an den Börsen um 20% letztlich auch, dass der Aktenanteil eines Portfolios ähnlich hohe Verluste aufweist. Hierbei macht es aus Sicht des Anlegers einen großen Unterschied, ob das investierte Kapital oder der Ertragsanteil, also aufgelaufene Kursgewinne, von einem Kursrückgang betroffen sind. Um etwaige Kursrückgänge oder vorübergehende Fondsschließungen aussitzen zu können, sollte ein gut strukturiertes Portfolio immer über einen entsprechenden Barbestand verfügen.
Liquiditätsbedarf als wichtiger Ausgangspunkt
Eine Grundregel besagt, dass der Barbestand im Portfolio bei 2-3 Monatsgehältern, zuzüglich der Cash-Reserve für taktische Transaktionen, liegen sollte, damit plötzlich auftretende Ausgaben, wie zum Beispiel für die Reparatur des Autos, auch kurzfristig bedient werden können. Wird aus dem Portfolio eine laufende Rente gezahlt, sollte die Kasse groß genug sein, um daraus 12-18 monatliche Raten ausbezahlen zu können. Dass aber selbst ein so großer Barbestand nicht ausreichend sein kann, um eine Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen zu überstehen, zeigt die seit dem Jahr 2008 bestehende Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen bei einigen offenen Immobilienfonds. Zwar haben Anleger hier die Möglichkeit ihre Anteile über die Börse zu verkaufen, müssen dabei aber, sozusagen als Preis für die Liquidität, einen hohen Abschlag zum inneren Wert der Fonds akzeptieren. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass die Rücknahme von Anteilsscheinen grundsätzlich bei allen Fondsarten ausgesetzt werden kann, wenn die Umstände an den Märkten diese Maßnahme verlangen.
Ein Gegenargument zu dieser Vorgehensweise ist gleichwohl, dass der Investor so auf einen Teil der möglichen Rendite verzichtet, da nicht alle Möglichkeiten am Kapitalmarkt ausgenutzt werden. Dieses Argument ist sicherlich richtig, allerdings führt die Optimierung eines Portfolios in Richtung von zwei Ecken des magischen Dreiecks immer zu Zielkonflikten.
Keine Rendite ohne entsprechendes Risiko
Grundsätzlich wird eine hohe Rendite durch die Übernahme von zusätzlichen Risiken und/oder einer geringeren Liquidität erzielt. Im Umkehrschluß bedeutet dies, dass sich eine hohe Liquidität der getätigten Anlagen nur durch den Ausschluss von Risiken und den Verzicht auf eine hohe Rendite erzielen lässt. Somit wird in diesem Sinne ein Portfolio dadurch optimiert, dass es genau so viel Risiko enthält, wie nötig ist, um die erforderliche Liquidität zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Zudem darf dieses Risiko nicht die Risikotragfähigkeit des Anlegers übersteigen.
Insbesondere nach langen Phasen mit steigenden Kursen an den Börsen oder fallenden Zinsen an den Kreditmärkten werden die möglichen Risiken stark unterschätzt. Dies führt in der Folge dann oftmals dazu, dass die entsprechenden Papiere in den Portfolios übergewichtet werden. Bei dem Eintreten eines Börsencrashs oder einem unerwarteten Zinsanstieg, wird der Investor dann doppelt bestraft. Zum einen hat er wahrscheinlich an einem großen Teil der Wertsteigerungen nicht partizipiert, zum anderen verliert sein Portfolio, durch die Übergewichtung von risikobehafteten Papieren, übermäßig an Wert.
Dies kann dann wiederum zur Folge haben, das dem Anleger bei Nichtbeachtung der Liquiditätsregel das Kapital für eine geplante Anschaffung fehlt beziehungsweise sich die benötigte Liquidität, zum Beispiel für Rentenzahlungen nicht problemlos zur Verfügung stellen lässt.