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Die sogenannten „Smart-Beta-ETFs“, börsen- gehandelte Indexfonds, die einen nicht markt- kapitalisierungs- gewichteten Index als Basis nutzen, gelten als einer der Wachstums- treiber für die ETF-Industrie. Doch eine Betrachtung der hinter den Fonds liegenden Indizes zeigt, dass diese Fonds auch eine Revolution in Richtung der Indexanbieter auslösen könnten. Denn neben den auf „Smart-Beta“ spezialisierten Anbietern wie WisdomTree oder First Trust, die die von ihnen genutzten Indizes schon immer selbst entwickelt haben, nutzen mittlerweile auch andere Anbieter Indizes, die eigens für sie entwickelt wurden.
Was ist daran so revolutionär? Bisher war es so, das die Indexanbieter in einer für sie perfekten Welt lebten. Konnten sie doch ohne große Anstrengungen von dem Wachstum der Vermögensverwaltungsbranche, also der aktiven und passiven Investmentfonds partizipieren, und hatten dabei ,durch ihre teilweise dominaten Marktpositionen, sogar noch die Möglichkeit, die von ihnen gewünschten Preise bei den Indexlizenzen durchzusetzen. Wenn jetzt aber mehr und mehr Anbieter mit eigenen Indizes in die Bastion der Indexanbieter eindringen, kann das weitreichende Folgen haben.
Ich glaube zwar nicht, das die ETF-Anbieter zukünftig die großen marktführenden Indizes, wie zum Beispiel den MSCI World oder den S&P 500, mit eigenen Indexkonstruktionen ersetzen können, denn diese Marktbarometer haben sich in der Finanzbranche international als Maßstäbe durchgesetzt. Da aber keiner der Standardindizes für Investmentzwecke geschaffen wurde, weisen viele der gängigen Indizes durchaus Schwächen auf, die Raum für neue Indizes zulassen.
Welche Folgen könnte diese Entwicklung für die Indexindustrie haben? Zum einen machen sich die ETF-Anbieter durch die Auflage eigener Indizes unabhängiger von der Produktpolitik der Indexanbieter. Zudem können die Gesellschaften schneller auf Kundenwünsche reagieren, da sie die nötige Kompetenz zur Entwicklung eigener Indizes bereits im Haus haben. Ein weiterer Punkt, der in einem sich verschärfenden Wettbewerbsumfeld immer wichtiger werden könnte, ist das durch die Nutzung eigener Indizes niedrigere Nutzungskosten für den Index anfallen, dadurch könnten die auf diese Indizes aufbauenden ETFs billiger werden, was widerum ein Wettbewerbsvorteil wäre.
Auf der anderen Seite kann eine etablierte ETF-Gesellschaft, auch im Bereich der herkömmlichen Indizes, mit eigenen Börsenbarometern den Preisdruck auf die großen Indexanbieter erhöhen. Denn diese leben bisher, wie beschrieben in einer Welt, in der börsennotierte Indexfonds fast unausweichlich auf ihre Dienstleistungen angewiesen sind – und zwar gegen eine zum Teil fürstliche Entlohnung. Durch das Oligopol, das bei den Indizes vorherrscht, sind deren Anbieter in der Lage, fast jeden Preis durchsetzen zu können. Diese Preise werden letztendlich auf die Gebühren, welche die Investoren zahlen, umgelegt.
Sollte es einem ETF-Anbieter gelingen, sich erfolgreich in diesem Bereich zu etablieren, könnte dies eine echte Gefahr für das Geschäftsmodell der Indexanbieter werden. Somit könnte der Bereich der „Smart-Beta-Indizes“ nicht nur einer der Wachstumstreiber für die ETF-Industrie werden, sondern auch die Verhältnisse in der Branche neu ordnen.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.