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Bei vielen Anlegern sind die Portfolios nur hinsichtlich des Risikos der einzelnen Anlagekategorien optimiert, ohne dass dabei die von dem Investor benötigte Liquidität berücksichtigt wurde. Dies kann dann in der Folge dazu führen, dass zum geplanten Zeitpunkt der Anschaffung beziehungsweise des Kapitalbedarfs aufgrund der Umstände an den Kapitalmärkten die benötigte Liquidität nicht oder nur teilweise zur Verfügung steht. Somit muss bei der Zusammenstellung eines Portfolios zusätzlich zur individuellen Risikoneigung des Investors auch der Anlagehorizont beachtet werden.
Verschiedene Anlagehorizonte benötigen unterschiedliche Anlageprodukte. Eine Grundregel für die Auswahl des geeigneten Fonds ist, dass die Fristigkeiten zwischen Anlagehorizont und dem ausgewählten Anlageinstrument möglichst übereinstimmen sollten. Während Geldmarktfonds für den kurzfristigen Anlagehorizont das Instrument der Wahl sein können, eignen sich diese jedoch nur bedingt für die langfristige Anlage, da die Inflation einen großen Teil der erwirtschafteten Rendite auffrisst und der Anleger so, wenn überhaupt, nur die Kaufkraft seines Kapitals erhält. Genau entgegengesetzt verhält es sich mit Aktienfonds, während diese bei einem kurzfristigen Anlagehorizont, insbesondere wenn ein bestimmter Geldbetrag benötigt wird, sehr enttäuschende Ergebnisse erzielen können, zeigt sich die Stärke dieser Anlagekategorie bei langfristigen Anlagen. Zwar sind auch hier bei einem Börsentief wie zum Beispiel im März 2009 negative Ergebnisse nicht auszuschließen, allerdings nimmt deren Wahrscheinlichkeit im Laufe der Zeit ab. Zudem sollten die weiteren Portfoliobestandteile sowie die vor dem Erreichen des Sparzieles durchzuführenden Umschichtungen dazu beitragen, dass sich ein Rückschlag an der Börse nur begrenzt auf das Portfolio auswirkt.
Auch wenn sich das Risiko eines Aktienfonds im Zeitablauf nicht verringert: letztlich bedeutet ein Rückgang von 20% an den Börsen, dass der Rückgang im Aktenanteil eines Portfolios ähnlich hoch ausfällt. Außerdem macht es aus Sicht des Anlegers einen großen Unterschied, ob das investierte Kapital oder der Ertragsanteil von einem Kursrückgang betroffen sind. Um etwaige Kursrückgänge oder Fondsschließungen aussitzen zu können, sollte ein gut strukturiertes Portfolio immer über einen entsprechenden Barbestand verfügen. Eine Grundregel besagt, dass dieser bei 2-3 Monatsgehältern liegen sollte. Wird aus dem Portfolio jedoch eine laufende Rente gezahlt, sollte die Kasse groß genug sein, um daraus 12-18 monatliche Raten ausbezahlen zu können. Nur so kann sichergestellt werden, das ein Anleger, der auf die Rentenzahlung angewiesen ist, eine Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen, wie aktuell im Bereich der offenen Immobilienfonds, ohne Liquiditätsengpass oder den aufgrund der Kursabschläge teuren Verkauf an der Börse übersteht. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass die Rücknahme von Anteilsscheinen grundsätzlich bei alle Fondsarten ausgesetzt werden kann, wenn die Umstände an den Märkten diese Maßnahme verlangen.
Ein Gegenargument zu dieser Vorgehensweise ist gleichwohl, dass der Investor so auf einen Teil der möglichen Rendite verzichtet, da nicht alle Möglichkeiten am Kapitalmarkt ausgenutzt werden. Dieses Argument ist sicherlich richtig, allerdings führt die Optimierung eines Portfolios in Richtung von zwei Ecken des magischen Dreiecks immer zu Zielkonflikten.
Grundsätzlich wird eine hohe Rendite durch die Übernahme von zusätzlichen Risiken und/oder einer geringeren Liquidität erzielt. Im Umkehrschluß bedeutet dies, dass sich eine hohe Liquidität der getätigten Anlagen nur durch den Ausschluss von Risiken und den Verzicht auf eine hohe Rendite erzielen lässt. Somit wird ein Portfolio dadurch optimiert, dass es genau so viel Risiko enthält, wie nötig ist, um die erforderliche Liquidität zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Zudem darf dieses Risiko nicht die Risikobereitschaft des Anlegers übersteigen. Insbesondere nach langen Phasen mit steigenden Kursen an den Börsen oder fallenden Zinsen an den Kreditmärkten werden die möglichen Risiken stark unterschätzt. Dies führt in der Folge dann oftmals dazu, dass der Investor doppelt bestraft wird. Zum einen verliert sein Portfolio übermäßig an Wert, zum anderen fehlt ihm in der Folge das Kapital, um die gewünschte Anschaffung zu tätigen beziehungsweise sich die benötigte Liquidität problemlos zur Verfügung zu stellen.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
Dieser Artikel wurde im Juni 2009 in der Investment News der Firma Fondsnet veröffentlicht.